In dieser Episode öffne ich mal das Nähkästchen und erzähle dir, wie ich zur Arbeit als Designerin gekommen bin, welche Meilensteine auf meinem Weg lagen und welche Hürden ich überwinden musste. Hier lernst du mich als Host noch mal ein bisschen näher kennen.
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Kunst war einfach schon immer mein Ding. Ich habe sehr gern gezeichnet, mit Farben gearbeitet – ihr kennt das vermutlich. Ich wette, das vereint uns alle. In der zehnten Klasse habe ich dann ein Praktikum in einem kleinen Designbüro gemacht – schön in den Herbstferien. Mir hat die Arbeit gut gefallen und die Dinge, die ich da gesehen habe. Aber ehrlich, ich hatte unfassbare Angst davor, mit einem kreativen Beruf niemals Geld verdienen zu können. So habe ich dann die Frage danach, was ich nach dem Abi machen möchte lange vor mir hergeschoben. Tief in mir drinnen wusste ich, ich möchte Designerin werden. Aber so richtig getraut habe ich dem Braten nicht.
Nach dem Abi habe ich dann erstmal festgestellt, dass die Bewerbungsfrist für ein Designstudium weit vor den üblichen Bewerbungsfristen lag. Du kannst dir vorstellen, dass das kein schöner Moment war. Rückblickend betrachtet aber das Beste, was mir hätte passieren können. Ich hab mich nach dem Abi aber trotzdem auf Studienplätze beworben, für Psychologie zum Beispiel. Und BWL. Mein Gott bin ich froh, dass ich dort nicht reingekommen bin. Ehrlich. Um das Jahr bis zur nächsten Bewerbungsfrist rum zu bringen, habe ich viel gejobbt und Freizeit genossen. Der Sommer nach dem Abi war wohl der witzigste und freiste bisher, weil meine Freunde und ich so viel Zeit am See verbracht haben wie noch nie – und auch nie wieder.
Im Winter kurz vor der ersten Bewerbung an der Kunsthochschule in Weißensee in Berlin habe ich dann ein Praktikum angefangen, in dem es um Suchmaschinen-Optimierung ging. Der Job war schrecklich, aber Vollzeit und gut bezahlt. Und ich habe vor allem gelernt, wie schön ich es finde in einem Büro zu arbeiten. Den ganzen Tag am PC sitzen fand ich super. Morgens erstmal die Mails checken, in Ruhe frühstücken – einfach großartig. Neben der Arbeit habe ich dann noch einen Mappenkurs gemacht, der mir einerseits sehr gut getan hat – andererseits aber auch echt mehr Angst bereitet. Klar hat sich die Künstlerin damals nicht dazu positionieren können, ob man an einer Hochschule genommen wird oder nicht. Immerhin war in dem Moment aber für mich schon klar: Ich möchte Design studieren. Oder irgendwas strategisch–kreatives in Richtung Marketing.
Die Bewerbung an der Hochschule in Weißensee ging vorbei, ich wurde nicht genommen und war auch irgendwie okay damit – ich wusste dass die Plätze sehr begehrt waren. Allerdings war mir die Hochschule auch schon etwas zu künstlerisch. Ein paar Monate später habe ich mich dann an der Fachhochschule in Potsdam und der UDK in Berlin beworben und hatte von beiden eine Zusage. Ich sag euch, da bin ich erstmal in Tränen ausgebrochen vor Freude. Was für eine Erleichterung, ich hab mich so gefreut studieren zu dürfen. Im ersten Semester in Potsdam habe ich mich dann erstmal völlig übernommen. Ich konnte keine Gestaltungsprogramme bedienen, ich wusste quasi nichts ausser das, was ich gestalterisch im Gefühl hatte. Das waren sehr anstrengende erste Semester.
Nach einem Jahr Studium habe ich mir dann den ersten Job als Werkstudentin gesucht und in einem Startup am Corporate Design und an App Screens mitgearbeitet. Das hat sich damals so cool und groß angefühlt, dass ich echt stolz war. Ich denke das war so der erste Moment, in dem ich Blut auf Business und Karriere geleckt habe. Uns Designern ist dieses Karriere-Denken ja auch nicht so nahe, worum ich eigentlich dankbar bin in unserer Szene. Aber etwas davon hat mich sehr angefeuert, weiter zu machen und mich stets zu verbessern.
Meinen Abschluss an der Fachhochschule Potsdam habe ich dann übrigens über Personal Branding für Freelance Designer gemacht, was eine grandiose Unterstützung für meine Arbeit heute ist. Meine zwei weiteren wichtigen Positionen als Angestellte waren dann noch bei Gründerszene, dem Online-Magazin über die Startup Branche und bei der Digitalagentur TLGG. In beiden habe ich so viel über mich und mein Handwerk gelernt, aber auch über den Umgang mit Stress, mit Kollegen, mit großen Herausforderungen und auch Überforderung. Ich bin heute sehr dankbar drum, dass ich diese Erfahrungen gemacht habe und nicht gleich als Freelance Designerin gestartet bin.
Mein Start in die Selbständigkeit war übrigens auch wirklich unspektakulär. Ich war zu der Zeit bei Gründerszene beschäftigt und zwei meiner Kollegen hatten entschieden, Gründerszene zu verlassen und ihr eigenes Startup zu gründen. Beide hatten mich dann gefragt, ob ich das Design für sie machen möchte. Als Freiberuflerin. Ich habe das abgeklärt, ein Go bekommen und bin dann zum Finanzamt und habe mich freiberuflich gemeldet. Ich weiß noch ganz genau, wie sich das angefühlt hat. Hätte ich damals gewusst, was noch alles auf mich wartet… Tja, und so habe ich dann während der Zeit bei Gründerszene und bei TLGG auch immer kleine freiberufliche Aufträge gemacht. Das war super, weil ich keine Angst vor dem finanziellen Dilemma hatte.
Und dann kam der Herbst 2015 und mein Wunsch, mehr zu lernen, mich weiterzuentwickeln, als Designerin zu wachsen. Ich muss dazu sagen, dass ich in der Zeit bei der Agentur TLGG riesig viel gelernt habe und natürlich – agenturtypisch – echt gefordert wurde. Nach einiger Zeit hatte das allerdings ein Plateau erreicht, auf dem ich nicht stehen bleiben wollte. Und da wurde der Gedanke geboren, es vielleicht Vollzeit selbständig zu versuchen. Und das habe ich dann gemacht.
Wirklich viel geändert hat sich nicht, aber ich war trotzdem unfassbar unsicher, hatte 1000 Fragen und riesige Angst, nicht davon leben zu können. Und ich hab es trotzdem gemacht. Weil ich in mir gespürt habe, dass es genau das ist was ich will. Ich hatte nie ein Problem damit, dass mir jemand gesagt hat was ich tun soll oder dass ich immer an einem bestimmten Ort arbeiten musste – mein Wunsch nach der Freiberuflichkeit kam tatsächlich aus dem Bedürfnis nach Wachstum. Und das habe ich mir damit richtig fett eingebrockt.
So bin ich dann gestartet, hab mir eine Website gebaut und mein Netzwerk darüber informiert, dass ich jetzt als Freiberufliche Designerin unterwegs bin und man mich buchen kann. Auch hier bin ich echt bis heute dankbar, vorher in Festanstellung gearbeitet zu haben. Dadurch hatte ich nämlich schon ein Netzwerk in Berlin, das mir den Einstieg um einiges erleichtert hat. Nichts desto trotz hatte ich eine Millionen Fragen und Unsicherheiten, die ich mir alle im einzelnen Detail durch googlen, viel Nachdenken, Gesprächen mit Freunden etc zusammengeklaubt habe.
Mein erster größerer Auftrag als Vollzeit Freiberuflerin war dann in einem Startup, bei dem ich zwei Tage die Woche als feste Freie gearbeitet habe und alles von Corporate Design über App Screens bis hin zu Werbung gestaltet habe. Haus und Hof Designerin quasi. Und genau dort habe ich gelernt, dass es mir riesige Freude bereitet, direkt mit meinen Kunden arbeiten zu können. Ich konnte die Gründer des Startups beraten, mich mit ihnen austauschen und gemeinsam Ideen spinnen. Diese Kundennähe war für mich das größte und in dem Moment entstand auch der Gedanke an etwas größeres. Ich wollte nicht “nur” Designerin sein, ich wollte mehr.
Also habe ich einige Zeit überlegt, was ich mit meinem Wissen für die Zielgruppe Gründer und Selbständige anbieten könnte. Zunächst dachte ich daran, ihnen die Adobe Programme beizubringen in Kursen, damit sie selbst Grafiken erstellen können. Aber das wollte ich eigentlich gar nicht abgeben und ich habe auch verstanden, dass Gründer zwar viel selbst machen wollen – aber nicht bis ins kleinste Detail. Dann kam mir der Gedanke zu AIM UP, meiner eigenen Designagentur für Gründer und Startups. Ich habe mich tatsächlich einen Sommer lang in der Bibliothek eingeschlossen, weil mir zuhause die Decke auf den Kopf fiel und ich aber fokussiert an meiner eigenen Gründung arbeiten wollte.
Da habe ich mir dann das erste mal wirklich Gedanken darüber gemacht, wie ich auftreten möchte, wer meine Zielgruppe ist, was ich anbieten kann und warum das zu mir passt. Dieser Prozess war unheimlich wichtig für mich. Es war aber auch der erste Moment, an dem ich mit extremen Ängsten vor der Zukunft gepaart mit einer unfassbaren Willenskraft in mir in Kontakt kam. So bin ich also losmarschiert im Stechschritt und habe die ersten Agenturaufträge gewinnen können. Wahnsinn, wie viel Arbeit das war. Zu der Zeit bin ich dann auch endlich in ein Büro eingezogen und musste nicht mehr zuhause oder in der Bibliothek arbeiten – es gab in der nähe nämlich noch keine tollen Co-Working Spaces.
Der erste Winter mit meiner Agentur ging ins Land und ich wusste, ich muss mein Team vergrößern. Ich hatte schon Designer an der Hand, die für mich Gestaltung gemacht haben – allerdings Remote. Ich wollte ein Team in meinem Büro. Ich wollte sie alle vor Ort bei mir haben. Also habe ich mich auch darum gekümmert, mich umgesehen, Stellen ausgeschrieben und Bewerbungsgespräche geführt. Wow, das war echt eine aufregende Zeit. Ich habe viel mit mir und meinen Ängsten gekämpft, sie aber auch überwunden. Leider bestand mein Alltag irgendwann nur noch daraus, mein Team mit Aufgaben zu versorgen, Akquise zu machen, Arbeiten zu sichten und zu besprechen.. Management eben. Die kreative Designarbeit und das strategische Denken gab es irgendwie gar nicht in meinem Alltag. Und das war schade und hat mich demotiviert.
In dem Sommer 2017 kam dann der große Einbruch für mich. Ich war echt am Ende und wurde doll krank. Zwei Wochen konnte ich mich fast nicht bewegen und musste einsehen, dass sich etwas ändern musste. Ich hatte zu der Zeit mit meiner Agentur AIM UP etwa 12 Stunden Tage und habe manchmal auch am Wochenende gearbeitet. Voller Willenskraft und Tatendrang, aber leider auch voller Stress und Anspannung. So bin ich dann in den Urlaub gefahren und habe mir selbst die Aufgabe gegeben, etwas ändern zu müssen. Ich wusste, so geht es nicht weiter. Nicht in diesen Umständen.
Und so lag ich nachts wach und las ein Business-Buch – was auch sonst um mich zu entspannen und las eine ganz besondere Frage, die für mich alles geändert hat:
“Schreibe auf, was du in deinem Alltag alles machst. Streiche weg, was dir nicht gefällt.”
Herausgekommen ist eine dicke Liste an Dingen, von denen mein Alltag gespickt war – die ich aber absolut und überhaupt nicht mochte. Trotzdem wollte ich mit Gründern arbeiten, trotzdem wollte ich Logo- und Webdesign machen. Also musste sich etwas an dem Prozess ändern. Und so kam ich auf die Idee meines Take Off Days. Ich hielt es erst für eine völlig verrückte Idee, ein Design an einem Tag zu machen. Aber ich dachte, dass die Chance besteht, dass es funktionieren könnte wenn ich es gut vorbereite. So bin ich dann aus dem Urlaub zurück nach Berlin gekommen und habe meinem Team davon erzählt, das ich das testen werde. Fünf verschiedene Leute haben ein Logo oder eine Website von mir bekommen, mir ausführliches Feedback gegeben und der Take Off Day war geboren. Meine Güte war das aufregend.
Die ersten Workshop-Tage verkauften sich gut und ich begann mich nicht mehr um Agenturaufträge zu kümmern. Ich möchte auch dazu sagen an dieser Stelle dass mein Team feste Freie waren. Ich habe sie nicht einfach so auf die Straße gesetzt. Und so verging die Zeit, mittlerweile gibts den Take Off Day seit 1,5 Jahren und ich verdiene nur noch damit Geld. Mein Team existiert nicht mehr – auch wenn ich sie immer wieder vermisse bin ich sehr froh, nur für mich verantwortlich zu sein. Mitarbeiter muss man nämlich beschäftigen und anwesend sein, das schafft eine enorme Abhängigkeit.
Kurz vor dem Start des Take Off Days ist übrigens auch dieser Podcast gestartet. Ich hatte ja zuvor schon erzählt, dass ich zum Start meiner Freiberuflichkeit wirklich viele Fragen hatte und mich oft Lost gefühlt habe. Und deshalb habe ich entschieden, mein Wissen hier weiterzugeben und dich in deinem Alltag zu unterstützen. So. Und nun sind wir in der heutigen Zeit angekommen. Ich habe mir mit dem Take Off Day einen Productized Service geschaffen, also ein Service der wie ein Produkt auftritt. Mir macht die Arbeit im Workshop-Modell unfassbare Freude und ich bin sehr dankbar dafür.
Gerade arbeite ich übrigens auch an Angeboten für den Freelance Designer Club, auch da wird es bald etwas neues für euch geben. Im Januar habe ich nämlich ein Coaching gemacht, in dem herauskam, was ich eigentlich wirklich für euch anbieten möchte und was auch meiner Art der Zusammenarbeit entspricht. Ihr dürft also gespannt sein!
So. Das war es mit der Episode für heute. Ich hoffe es hat dir Freude gemacht, mal einen tiefen Einblick in meinen Werdegang zu Designerin zu bekommen und bist vielleicht inspiriert, deinen eigenen Traum von Selbständigkeit aufzubauen oder auszubauen.
Schön, dass du heute wieder dabei warst!
Lisa